Merkmale

Merkmale

Es ist wichtig, Schwierigkeiten beim Mathematiklernen zu erkennen – und das möglichst früh! –, um langfristige Beeinflussung der Verstehensschwierigkeiten im Lernprozess zu vermeiden. Je früher die Schwierigkeiten erkannt werden, desto eher können gezielte Fördermaßnahmen eingesetzt und Kinder mit weit weniger Aufwand zum Erfolg geführt werden. Gleichermaßen kann dadurch vermieden werden, dass Kinder die Motivation für das Fach Mathematik verlieren, eine Abneigung gegen das Fach aufbauen und sich ein mangelndes Selbstbewusstsein entwickelt.
Für eine optimale Förderung ist eine individuelle Diagnose grundlegend, durch die mögliche fehlende mathematische Basiskompetenzen festgestellt wird. (vgl. Das Recheninstitut zur Förderung mathematischen Denkens o.J.)

Die folgenden Merkmale können helfen, bei Kindern Schwierigkeiten beim Mathematiklernen festzustellen:

Verfestigtes zählendes Rechnen

Das zählende Rechnen ist im ersten Schuljahr am Anfang des Lernprozesses eine Strategie, die Kinder nutzen, um zu Lösungen zu gelangen, wobei oft Materialien oder die Finger genutzt werden. Im Laufe des Schuljahres sollten sich die Kinder jedoch von dieser Strategie lösen und andere, nicht-zählende Strategien entwickeln und anwenden. Durch eine Plus- oder Minusaufgabe im Zahlenraum bis 10 kann durch Beobachtung der Lösungsstrategie festgestellt werden, ob ein Kind zählend rechnet oder eine andere Strategie nutzt. Dabei ist die genaue Beobachtung wichtig, denn einige Kinder nutzen nicht ausschließlich die Finger zum Zählen. Es ist auch möglich, dass sie die Zahlwortreihe im Kopf abzählen oder andere Gegenstände mit ihren Blicken zählen. Wenn ein Kind bis in das zweite Schuljahr hinein zählend rechnet, sollten diesbezüglich Gegenmaßnahmen ergriffen werden. (vgl. PIK AS 2010)

Linktipp: Ablösung vom zählenden Rechnen

 

Einseitige Zahlvorstellung

Kinder, die über eine einseitige Zahlvorstellung verfügen, bilden kein tragfähiges und vielfältiges Verständnis von Zahlen aus. Das zeigt sich beispielsweise darin, dass Zahlen nur als Positionen in der Zahlwortreihe wahrgenommen werden (Zahlen als Ordinalzahl) und ohne Beziehungen zueinander - also isoliert voneinander - betrachtet werden. Die Vorstellung darüber, dass Zahlen auch Mengen - also die Mächtigkeit einer Zahl - ausdrücken, fehlt oft (kardinale Zahlvorstellung).
Um eine einseitige Zahlvorstellung bei Kindern festzustellen, eigenen sich Aufgaben, bei denen Kinder Zahlen erklären oder darstellen sollen: Zeigt ein Kind bei der Zahl 9 die neunte Perle auf einer Perlenkette? Oder wird auch die Menge von 9 Perlen gewählt, um die 9 zu erklären? (vgl. PIK AS 2010)

Linktipp: Aufbau von Zahlvorstellungen

 

Einseitiges oder fehlendes Operationsverständnis

Ein einseitig ausgebildetes Operationsverständnis lässt sich vor allem an Aufgaben erkennen, an denen Kinder eine Aufgabe, wie z.B. 4 + 5, erklären sollen oder sich dazu eine Rechengeschichte ausdenken. Hier kann beobachtet werden, ob ein Kind die Rechenzeichen richtig deutet und verstanden hat. Schwierigkeiten zeigen sich auch oft bei der Bearbeitung von Sachaufgaben, indem Kinder die vorhandenen Zahlen nahezu willkürlich miteinander verknüpfen. Z.B. die Aufgabe „Jana hat 6 Murmeln. 2 verliert sie und 4 bekommt sie noch geschenkt.“ lösen Kinder mit fehlendem Operationsvorstellungen indem sie bspw. die Aufgabe 6 + 2 + 4 bilden.
Neben dem Operationsverständnis der Addition und Subtraktion in der Schuleingangsphase kann sich auch bei den Operationen Multiplikation und Division eine (erneute) Schwierigkeit entwickeln. (vgl. PIK AS 2010)

Linktipp: Aufbau von Operationsvorstellungen

 

Übersetzungsprobleme zwischen verschiedenen Darstellungsformen

In der Mathematik werden oft Materialien und Anschauungsmittel genutzt, um bestimmte Sachverhalte, Beziehungen oder Operationen zu veranschaulichen. Dabei müssen die Handlungen mit dem Material oder die bildliche Darstellung mit einer Aufgabe verknüpft werden. Kinder mit Schwierigkeiten beim Mathematiklernen können oft nicht zwischen den verschiedenen Darstellungsformen wechseln und erkennen keine Zusammenhänge zwischen dem verwendeten Material und der Rechenaufgabe. Dadurch werden keine flexiblen Vorstellungen zu Zahlen und zu Zahlbeziehungen ausgebildet. (vgl. PIK AS 2010)

Linktipp: Erkennen und Darstellen von Zahlen

 

Anwenden von Rechenoperationen und Aufgabentypen ohne tragfähige Vorstellungen

Ein Indiz dafür, dass kein ausreichend ausgebildetes Verständnis für eine Rechenoperation ausgebildet wurde, zeigt sich, indem Kinder bei Aufgaben mit einem Pluszeichen automatisch weiterzählen. Dabei entstehen oft Fehler, wie bei der Aufgabe 5 + __ = 8, bei der als fehlende Zahl 13 eingetragen wird, weil die Zahlen 5 und 8 ohne Verständnis durch das Pluszeichen additiv verknüpft werden.
Ebenfalls wenden Schülerinnen und Schüler mit Schwierigkeiten oft schriftliche Rechenverfahren an, da diese auswendig beherrscht werden, obwohl sich bei einer Aufgabe eine geschicktere Lösungsstrategie anbieten würde. Besonders bei der schriftlichen Subtraktion führt das mechanische Verfahren zu Fehlern, da durch gleiches Vorgehen bei verschiedenen Aufgaben richtige und falsche Lösungen entstehen, wenn immer die kleinere Ziffer von der größeren abgezogen wird. Dabei zeigt sich, dass keine tragfähige Vorstellung vorliegt. (vgl. PIK AS 2010)

Linktipp: Aufbau flexibler Rechenstrategien

 

Literatur:

Das Recheninstitut zur Förderung mathematischen Denkens (Hrsg.) (o.J.): (Früh)Erkennung von „Rechenschwächen“.
http://www.recheninstitut.at/mathematische-lernschwierigkeiten/merkmale/ [11.06.17]

PIK AS (Hrsg.) (2010): Wie kann ich eine Rechenschwäche bei meinen Schülern erkennen?
http://pikas.dzlm.de/upload/Material/Haus_3_-_Umgang_mit_Rechenschwierigkeiten/IM/Informationstexte/H3_IM_Wie_kann_ich_eine_Rechenschwache_erkennen.pdf [11.06.17]

 

Weiterführende Literatur und Linktipps: